Am Tresen: „Pommes“ Willen

Das ist ja ein Ding! Da lüfte ich gerade die Bar und wische über den Tresen, wer kommt zur Tür rein? Hendrik „Pommes“ Willen, mein Protagonist der beiden „Wi(e)der-Willen-Krimis aus Cloppenburg („Tod im Torf“ und „Grüner Tod„). Bin ja mal gespannt, was den so früh hier hin treibt …

Cover_TodimTorf_120x190_23.04.2013NEU

„Moin Pommes!“

„Moin Kami! Haste schon geöffnet?“

„Nö.“

„Mach mir mal nen Kaffee, Kami. Den hab ich bitter nötig …“

Was genau von hat Pommes nicht verstanden? Ich weiß es nicht, aber für nette Gäste hab ich natürlich immer geöffnet. Auch so früh am Morgen. Während sich der Dorf-Cop natürlich genau an den Tisch setzen muss, der als einziger noch nicht abgewischt war, bereite ich einen großen Pott Kaffee vor. Mit viel Milch und Zucker – Pommes steht auf blond. Also, was den Kaffee angeht. Und einen Keks gibt´s auch. Hab mich da beraten lassen – von Peter Blase, dem Inhaber vom Briefkasten in Cloppenburg. Bin ja noch neu als Wirt.

„So Pommes, hier dein Kaffee.“

„Danke. Hübsch hast du´s hier“, sagt der Polizeikommissar und guckt sich ein wenig um in der Bar. „Marlowe´s Bar – verrückter Name …“, meint er und verbrennt sich mal direkt die Schnute am heißen Kaffee.

„Tja, die Kaffeemaschine ist nagelneu, die brüht heißen Kaffee. Keine lauwarme Plörre wie in deiner Amtsstube in Molbergen“, frotzle ich. „Aber jetzt sag mal Pommes, wieso bist du schon so früh auf den Beinen?“

Wir blicken beide zur Uhr. 08.30 Uhr, Freitagmorgen. Pommes stellt den Kaffee ab, ich werfe mir das Küchentuch über die Schulter und setzte mich zu Pommes an den Tisch. Dann fängt er an zu erzählen:

„Gestern Abend haben wir eine Leiche in der Molberger Dose gefunden. Ne Leiche, verstehst du Kami, die war tot!“

Ich nicke. „Ja, das haben die so an sich, die Leichen“.

„Ja klar, aber so meine ich das nicht. Ich meine, ich mach doch alles außer Mord. Und ich hab mein Revier in Molbergen gut im Griff. Okay, mal zu laute Musik im Dausen-Café, mal Hacki, der zu schnell mit seinem Sportwagen unterwegs ist – mehr ist für gewöhnlich aber nicht los bei uns. Und dann ein Mord!“, beschwert sich der Dorf-Cop.

„Und dann gerade der Westerhoff. Beliebt war der ja nicht unbedingt“, sage ich und warte darauf, dass Pommes mal was erzählt.

„Spricht sich ja schnell rum“, ist der einzige Kommentar des Gesetzeshüters.

„Weißt du doch, Pommes, so ist das auf´m Dörp. Aber sag mal, ist für Mord nicht die Mordkommission zuständig? Oder ist das jetzt dein Fall?“, frage ich nach. Als Krimiautor weiß man ja Bescheid.

„Normal schon, aber die in Cloppenburg sind unterbesetzt. Gestern war die Kommissarin da und sagte, ich müsse sie bei den Ermittlungen unterstützen. Weißt du was das heißt, Kami?“

„Sag´s mir, Pommes.“

„Ü-ber-stun-den!“, buchstabiert der Polizist. „Und außerdem hab ich gar keine Ahnung, wie Mordermittlung geht, Mann. Damit hatte ich zuletzt in der Ausbildung zu tun. Im theoretischen Teil …“

„Hm.“, kommentiere ich und biete an, ihm einen meiner Krimis auszuleihen. Ein Fachbuch könnte ja nicht schaden. Aber Pommes winkt ab, sein Handy klingelt. Nach ein paar kurzen Sätzen legt er wieder auf und meint, er müsse los:

„Die Kommissarin. Muss kurz zu ihr und mich instruieren lassen. Die macht sich erst aus dem Staub und dann voll auf wichtig. Sei du bloß froh, Kami, dass du dir diese Geschichten nur auszudenken brauchst. Wir, deine Figuren, wir müssen die Suppe auslöffeln …“

„Ach Pommes, weißt du, die Sache wird doch gerade dadurch spannend, dass du Mordfälle nur widerwillig aufklärst. Du bist der typische Held, der oft unterschätzt wird und mit seinen Aufgaben wächst. Vertrau mir, ich bin der Autor und weiß was ich schreibe …“

„Na gut. Aber kannst du mir wenigstens schon mal sagen, was die Kommissarin gleich von mir will?“

Ha! Auf die Frage habe ich gewartet!

„Ne, Pommes, das sind laufende Ermittlungen. Da kann ich nichts zu sagen!“

* * *

War natürlich gelogen, könnte ich schon. Aber dann hätte Pommes bestimmt nicht so einen Spaß an seinem allerersten Fall. Aber euch, liebe Krimifans, euch kann ich die ganze Story erzählen. Ich habe sie längst schon aufgeschrieben …

Sagt mir, wie ihr den Kurzkrimi findet. Über Rezensionen freue ich mich sehr! Und kommt bald wieder in Marlowe´s Bar – ich hab so im Gefühl, dass auch Pommes in Kürze wieder hier aufkreuzen wird … Todsicher.

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Immer im Verhör: echte Schurken der Krimiszene

Auf meinem Autoren-Blog packen die Schreibtischtäter aus,  nachdem sie von meinen fiktiven Ermittlern in die Mangel genommen wurde. Lesen Sie, was Andrea Tillmanns, Regina Schleheck und Klaus Stickelbroeck zu ihrer Verteidugung zu sagen haben. Weitere Mittäter werden folgen. Todsicher.

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Volle Gläser, halbe Preise und echte Schurken

Nur hier in Marlowe´s Bar unterhalten sich die fiktiven Figuren der verschiedenen Krimi-Autoren miteinander. Wer mitkriegen möchte, was Stickelbroecks Hartmann mit Struller & Jensen von den Krimi-Cops zu bequatschen hat, der sollte die Gespräche am Tresen nicht verpassen. Nur so erfahren echte Krimifans Wissenswertes und Hintergründiges, das nicht in den Romanen oder Rezensionen steht! Todsicher.

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In Kürze Neueröffnung! Volle Gläser, halbe Preise und echte Schurken …

Marlowe´s Bar ist die Online-Community für Krimifans. Schreibttischtäter, ihre Komplizen sowie Zeugen und Mitwisser sind hier gern gesehene und stets willkommene Gäste.

Betrieben wird die Halunken-Spelunke von Kriminalinski, der dafür sorgt, dass seine Gäste nie leere Gläser und immer was zu quatschen haben. Also nicht wundern, wenn ich Mittäter und Komplizen „verpfeiffe“, also ihre Werke rezensiere. Ich bemühe mich, stets Wissenswertes und Hintergründiges taufrisch präsentieren zu können. Und natürlich bin ich für Anregungen sehr dankbar!

Also, schaut ruhig öfters vorbei in Marlowe´s Bar. Man liest sich. Todsicher.

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Hartmann – du bist ein Teufelskerl

Cover Auf die harte Tour

Eine durchzechte, wilde Nacht in der Stammkneipe, sicherlich mehr als nur einen Drink zu viel und die falsche Frau erst angegraben und dann mit nach Hause genommen – so beginnt der vierte “Hartmann”, der neueste Krimi von Klaus Stickelbroeck. Wer die vorherigen drei Krimis um den smarten Düsseldorfer Privatermittler Christian Hartmann kennt, der weiß: jetzt hat es der Schnüffler eine Spur übertrieben! Nach den ersten Zeilen ahnt man bereits: es wird heiß für Hartmann. Vielleicht zu heiß. Denn zu allem Übel hatte Hartmann, neben seiner nächtlichen Eroberung, noch einen weiteren weiblichen Übernachtungsgast. Eine Blondine. Und die wird kurz darauf ermordet aufgefunden, mit Hartmanns Visitenkarte in der Tasche. Schöner Schlamassel. Zum einen ist der Kerl der Braut, die Hartmann abgeschleppt hat, der Boss einer Rocker-Gang. Mit Reden hat der es nicht so, er lässt lieber die Fäuste sprechen. Zum anderen ist die Polizei hinter Hartmann her. Hartmann plagt aber auch das schlechte Gewissen. Hätte er der Blondine helfen können? Immerhin hatte sie ihn im Büro aufgesucht. Doch an mehr kann sich Hartmann nach der hemmungslosen Nacht nicht erinnern. Völliger Blackout, Filmriss. Und so nimmt er die Ermittlungen auf. Ehrensache. Doch auf was er sich da einlässt, ahnt er nicht.

Der vierte Hartmann knüpft an einigen Stellen an den Vorgänger “Fischfutter” an. Herrlich gezeichnete Figuren tauchen wieder auf – Regenrinnen-Rita, Düsseldorfs einzige Rotlichtdame im 2-Meter-Format, hält von oben wie immer die Augen offen und Angie, Hartmanns Kumpel aus dem Drogenmilieu, erweist sich erneut als einer seiner zuverlässigsten freien Mitarbeiter, um nur zwei zu nennen. Der Plot von “Auf die harte Tour” ist im Vergleich zu seinen Vorgängern noch temporeicher, noch handlungsgetriebener und natürlich viel hartgesottener, ohne an Witz und Charme zu verlieren. Das gefällt mir besonders gut. Der Humor und der Wortwitz, mit dem der Autor auch diesen Krimi wieder würzt, harmoniert auf das Vortrefflichste mit der härteren Gangart, die er einschlägt. Man erkennt zweifelsohne die bewusst gesetzten Hardboiled-Tendenzen: es wird gesoffen, geprügelt, geschossen, verführt, verfolgt, gefangen genommen und befreit. Der Leser weiß nie mehr als Hartmann selbst. Er begleitet seinen sympathischen Helden durch den ganzen Schlamassel und möchte ihm zur Seite stehen oder zumindest den Rat geben: Pass auf, fass das nicht an, du verbrennst dir die Finger! Und rums, es klatscht. Und nicht nur Beifall. Und von allen Seiten dazu. Stickelbroeck lässt seinen Helden – gegen sich und seine Gegner – härter werden. Hartmann nimmt die Gesetze der Straße und des Milieus an, ohne sie freilich zu übertreten. Er ist ganz im Stile seiner berühmten Genre-Kollegen Sam Spade und Philip Marlowe sensibel und bisweilen nachdenklich, aber stets loyal und moralisch integer.

Als bekennender Hardboild-Fan kommen mir die Polizeibeamte zu gut weg. Sie haben Hartmann zwar im Visier, doch längst nicht an den Eiern. Für meine Begriffe hätte mindestens einer von ihnen korrupt sein dürfen, mit der Unterwelt verbandelt. So stünde der Detektiv noch massiver unter Beschuß. Aber das ist Geschmackssache und lässt die Geschichte nicht weniger spannend und actionreich daher kommen.

Für die 266 Seiten bester Krimiunterhaltung gebe ich das volle Magazin an Punktzahl. Und noch 6 Schuss extra für die Hosentasche.

KLAUS STICKELBROECK
Auf die harte Tour
Kriminalroman aus Düsseldorf
Taschenbuch – 268 Seiten ISBN 978-3-942446-37-2 – 9,50 Euro

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Verpfiffen

„Verpfeiffen“ heißt in Marlowe´s Bar: rezensieren.

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Protagonisten

Hier stellen sich die fiktiven Ermittler der Autoren vor.

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Wirt

Was der Wirt zu sagen hat …

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Gespräche

Wer unterhält sich mit wem über was?

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Gäste

Mal sehen, wer so alles in der Bar ist …

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